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Fotografien von Sergej Prokudin-Gorskijs – Historische Aufnahmen aus Zentralasien um 1910

Buchara - Alim Khan, der letzte Emir von Buchara; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
Viele Kulturstätten in Usbekistan überstanden die Jahrhunderte im Märchenschlaf, waren jedoch vom Zahn der Zeit vom Zerfall bedroht. Insbesondere mit der Unabhängigkeit Usbekistan erinnerte man sich der für die Weltgemeinschaft bedeutenden kulturellen Wurzeln wieder, viele Bauwerke wurden restauriert und zu neuem Leben erweckt. Heute erstrahlen die historisch bedeutsamen Bauwerke im neuen Glanz und vermitteln einen Charme aus der Blütezeit vergangener Jahrhunderte.


Der russische Farbfotografie-Pionier Sergej Prokudin-Gorskij besuchte auf seinen dokumentarischen Fotoreisen durch das Zarenreich auch die damalige Provinz Turkestan. Wie das Leben und die Architektur in Samarkand und Buchara vor über 100 Jahren war, zeigen die historischen Aufnahmen des berühmten Fotografen.

Sergej Prokudin-Gorskij, 1863 als Spross russischer Landadliger geboren, zählt zu den bedeutendsten Pionieren der Farbfotografie. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine dokumentarischen Bilder, die das Leben im Russischen Reich am Anfang des 20. Jahrhunderts porträtieren.

Ein besonderes Verfahren
Prokudin-Gorskij, der sich bereits als junger Erwachsener für das neue Medium der Fotografie interessierte, eröffnete 1901 sein eigenes Fotostudio in der damaligen russischen Hauptstadt St. Petersburg. Insbesondere die Farbfotografie weckte sein Interesse und so reiste er im Jahr darauf nach Berlin, um Adolf Miethe, einen der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Farbfotografie, zu treffen.

Das Dreifarben-Separationsverfahren, bei dem in kurzer Zeit hintereinander drei Fotografien jeweils mit einem roten, blauen und grünen Farbfilter erstellt und dann übereinandergelegt werden, geht auf die Erkenntnisse des schottischen Physikers James Maxwell zurück. Miethe entwickelte diese Technik weiter und stellte auch 1903 die Wechselschlittenkamera vor, mit der Prokudin-Gorskij später seine Aufnahmen machen und so dieses Verfahren zu einem Höhepunkt führen sollte.

Im Dienst der Dokumentation
Während seine erste Fotoreise noch ins Petersburger Umland führte, ermunterte der Erfolg von anschließenden Diavorträgen Prokudin-Gorskij dazu, immer weitere Reisen zu unternehmen. So fuhr er im Winter 1906/07 erstmals in die damalige Provinz Turkestan, wo er als Mitglied einer Expedition der Kaiserlich-Russischen Geografischen Gesellschaft die Sonnenfinsternis fotografieren sollte. Dieses Vorhaben scheiterte an den Wetterbedingungen. Stattdessen erstellte Prokudin-Gorskij Fotografien der berühmtesten Baudenkmäler von Samarkand und Buchara. Ein heftiges Erdbeben im Oktober 1907 zerstörte einige dieser Bauwerke, was den Fotografen vermutlich darin bestärkte, seine Arbeit in den Dienst der Dokumentation zu stellen.

Nachdem Prokudin-Gorskij und seine Arbeit in den höheren Gesellschaftskreisen des Zarenreiches Bekanntheit erlangt hatten, kam es im Mai 1909 sogar zu einem Treffen mit Zar Nikolaus II. Prokudin-Gorskij konnte den Herrscher von seiner Idee überzeugen, das gesamte Reich mit Farbfotografien zu dokumentieren. Der Fotograf erhielt kurzerhand die erforderlichen Genehmigungen und die notwendige Finanzierung.

Eine zweite Reise nach Turkestan führte Prokudin-Gorskij 1910/11 in die Hungersteppe sowie erneut nach Samarkand und Buchara. Seinem dokumentarischen Ansatz zur Folge entstanden Fotografien unterschiedlicher Motive, die sowohl Gebäude als auch Straßenszenen enthielt. Darüber hinaus entstanden Porträts von einfachen Leuten, aber auch von höhergestellten Persönlichkeiten bis hin zu Alim Khan, dem letzten Emir von Buchara.

Eine einzigartige Sammlung
Nach der Oktoberrevolution verließ Prokudin-Gorskij Russland. Über Norwegen und England zog es ihn letztendlich nach Paris, wo er 1944 starb. Seine Fotokollektion konnte er mit ins Ausland nehmen. Vier Jahre nach seinem Tod verkauften seine Söhne diese an die Library of Congress, die bis heute im Besitz der Fotografien ist.

2004 beauftragte sie die Digitalisierung der 1902 Negative, sodass heute die Sammlung online öffentlich zugänglich ist. Von hier stammen auch die folgenden Aufnahmen, mit denen Prokudin-Gorskij bis heute einzigartige Einblicke in das Zentralasien um 1910 gewährt.

Samarkand - Shohizinda; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
USBEKISTAN-GALERIE - Samarkand - Marakanda

Samarkand - Moschee in Shohizinda; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorski

Samarkand - Registan; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
USBEKISTAN-GALERIE - REGISTAN

Samarkand - Polizist; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Obsthändler; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Junge; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij 

Samarkand - Brotverkäufer; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Frau im Tschador; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Schaschlik-Stand; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Händler am Registan; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Samarkand - Jüdische Kinder mit ihrem Lehrer; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij 

 Samarkand - Zimmermann; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Buchara - Ark; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
USBEKISTAN-GALERIE - Buchara ARK

Buchara - Duan-Beggi Medrese (in Labikhauz); Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
USBEKISTAN-GALERIE - Labi HausNadir Divan Beg Chanaka

Buchara - Palast von Emir Shir-Budun in einem Landhaus; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij
USBEKISTAN-GALERIE • Sommerpalast

Buchara - Alim Khan, der letzte Emir von Buchara; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Buchara - Bucharischer Beamte; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij

Buchara - Innenminister Kush-Beggi; Foto: loc.gov, Prokudin-Gorskij 

Alle Bilder gehören der Library of Congress, ihre öffentliche Verbreitung unterliegt keinen Restriktionen. Der Artikel basiert auf Angaben aus Philipp Ewers Vorwort zum Buch „Russland um 1900. Fotografien von Sergej Prokudin-Gorskij, Bild und Heimat, Berlin 2016".

Quelle: Robin Roth, Redakteur für Novastan


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Literatur: Russland um 1900: Fotografien von Sergej Prokudin-Gorski
Herausgeber‏: ‎ Bild und Heimat Verlag; 1. Edition (19. September 2016)
Sprache: ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe: ‎ 160 Seiten
ISBN-13: ‎ 978-3959580489

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Die ehemalige Residenz des Großherzogs Romanov in Taschkent

Taschkent Romanov Palast; Foto: G. Birkl
Im Herzen der Stadt Taschkent, im Distrikt Yunusabad, Bezirk Kashkar, befindet sich ein atypisches Denkmal, es ist die Residenz des russischen Großfürsten Nikolai Konstantinovich Romanov (14. Februar 1850 - 26. Januar 1918). Er war der erstgeborene Sohn von Großherzog Konstantin Konstantinovich und Großherzogin Alexandra Iosifovna von Russland und ein Enkel von Nikolaus I. von Russland.

Der Palast ist ein äusserlich ein auffälliges und ungewöhnliches Gebäude, im Inneren ein wertvolles Kunstmuseum. Das Herrenhaus aus Backstein befindet sich im Stadtzentrum Taschkents, in unmittelbarer Nähe zu einigen der bedeutendsten Plätze und Sehenswürdigkeiten der usbekischen Hauptstadt. Der Palast und das umliegende Gelände sind in westlicher Richtung nur durch eine Straße vom Mustaqillik Maydoni, dem Unabhängigkeitsplatz in Taschkent, getrennt. Dort befinden sich zahlreiche Regierungsgebäude, darunter der Sitz des usbekischen Senats. Im Osten des Palasts befindet sich mit dem Amir-Timur-Platz ein weiterer zentraler Platz der Stadt, der dem Feldherren Amir Timur gewidmet ist. Das elegante Haus ist reich verziert mit geschnitzten Spalieren, ungewöhnlichen Fensterformen, Türmen und anderen dekorativen Elementen.

Der Romanov-Palast wurde auf Anweisung von Großfürst Nikolai Konstantinovich Romanov aus dem Hause Romanov-Holstein-Gottorp errichtet, der in seiner Verbannung 1881 nach Taschkent kam und hier bis zu seinem Tod lebte. Der Großfürst fiel auf Grund zahlreicher Affären am Hof in Ungnade und wurde 1874 unter dem Vorwurf, Diamanten seiner Mutter gestohlen zu haben, bis ans Ende des russischen Reichs – nach Turkestan – verbannt. Nach mehreren Jahren mit wechselnden Aufenthaltsorten kam Großfürst Nikolai schließlich nach Taschkent und siedelte sich dort dauerhaft an. Seine Faszination für Zentralasien hegte der Großfürst bereits seit seiner Teilnahme an einem Feldzug gegen Chiwa im Jahr 1873.

In Taschkent wurde Nikolai Romanov zu einem der angesehensten Bürger der Stadt und förderte zahlreiche Projekte in den Bereichen Infrastruktur und Kultur. Das einstöckige Gebäude wurde 1891 nach dem Projekt der Architekten Alexei Leontjewitsch Benois (1838-1902) und Wilhelm Heinzelmann (1851-1922) im modernen Jugendstil erbaut, diente dem Großfürsten und seiner Familie als Wohnsitz.
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1918 vermachte Nikolai Romanov den Palast und seine Kunstsammlung der Stadt Taschkent, die er als seine geliebte Stadt bezeichnete. Nach seinem Tod wurde aus dem Gebäude ein Kunstmuseum. 1919 zeigte Romanovs Witwe dem britischen Agenten Bailey ihr Haus voller Schätze, das in ein Museum verstaatlicht wurde, „um den Menschen zu zeigen, wie die Bourjoui in den schlechten alten Zeiten lebten“. 1935 wurde es zum Lenin Palast der Pioniere. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde der Palast als Museum für Antiquitäten und Schmuck genutzt und wurde erst in den 1980er Jahren wiedereröffnet, um eine fabelhafte Schmuckkollektion zu zeigen.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Usbekistans und einer Restaurierung wurde das Museum 1991 erneut geschlossen. Das Gebäude dient bis heute als Veranstaltungs- und Empfangsgebäude der Stadtverwaltung und wird vom usbekischen Außenministerium genutzt.

Russische Revolution von 1917
Vor der Revolution von 1917 führte ein großes Portal mit zwei Ein- und Ausgängen in der Mitte eines schmiedeeisernen Tors mit einem verglasten Portikus, der mit Säulen geschmückt war und die Kaufmann Avenue überblickte, zu einer Ehrengasse, die sich zu einem runden Blumenbeet hin öffnete. Auf beiden Seiten des Portikus, befinden sich auf einem Marmorsockel eine lebensgroße Statue eines vergoldeten Bronze-Hirsch mit großen Geweih. Die Stufen werden von einer Terrasse überragt, die durch eine doppelt verglaste Tür in der Mitte eines kreisförmigen Kuppelturms zugänglich ist, der mit einem Patronenbildnis geschmückt ist.

Nach der Revolution
Großherzog Nikolai Konstantinovich Romanov schenkte den Palast der Stadt Taschkent nach seinem Tod im Januar 1918 um das Gebäude in ein Museum zu verwandeln. 1919 wurde der Palast als ein Museum eröffnet, das Taschkent Museum of Fine Arts, das die Sammlungen europäischer und russischer Gemälde beinhaltet, die der Großherzog aus Sankt Petersburg mitgebracht hatte. Später wurde das Museum in Usbekistan Fine Arts Museum umbenannt, dann zog die Sammlung 1935 in ein neues Gebäude in Taschkent. Es ist die wichtigste und bedeutendste westliche Gemäldesammlung in Zentralasien.

Der Palast wurde bis in die 1970er Jahre zum Palast der Pioniere (eine Jugendorganisation aus der Zeit der UdSSR ), danach wurde er als Museum für Antiquitäten und Schmuck genutzt.


Rückseite des Romanov Palasts mit Garten und Springbrunnen: Foto: visittashkent.uz 

Architektur und Baustil
Das Gebäude ist auf zwei Ebenen aus grau-gelbem Schamott-Backstein gebaut. An den seitlichen Enden des Gebäudes befinden sich zwei kleinere Türme, die von dem zweigeschossigen Eingangsbereich überragt werden.
Der Palast ist in einem für die Jahrhundertwende typischen eklektischen Stil gehalten.
Der Haupteingang des Gebäudes wird von Bronzestatuen flankiert, die Hirsche und Jagdhunde darstellen und auf die Jagdleidenschaft des Bauherren zurückzuführen sind. Der Palast ist mit durchbrochenen Gittern, Fenstern, phantasievollen und dekorativen Kuppeln und Türmchen geschmückt. Der Eingang wird von lebensgroßen Hundeskulpturen auf beiden Seiten der Eingangstreppe bewacht. Auf einem Marmorsockel steht ein imposanter Hirsch aus Bronze mit großen Geweih.
Romanov Palast in Taschkent; Foto: WIKIPEDIA, Quelle
Die Fassade des Gebäudes ist von zahlreichen Verzierungen, geschwungenen Formen und aufwendig gearbeiteten Fenstern geprägt. Das Gebäude verfügt über zwei Flügel, die beide einstöckig und symmetrisch zum zentralen Eingangsbereich angelegt sind. Der linke Flügel war dem Großherzog vorbehalten, der rechte Flügel umfasste die Wohnungen seiner Frau.

Kunstvolle Innenausstattung

Besonderes Augenmerk wurde auf die Innenausstattung des Palastes gelegt. Die Innenarchitektur des Palasts betont die Vereinigung von Einflüssen aus Europa und dem Orient. Der linke Flügel repräsentiert dabei die europäischen Einflüsse, während der rechte Flügel dem Orient gewidmet ist. Die Gestaltung des Palasts im Innenbereich ist mit zahlreichen Verzierungen überaus aufwendig und nimmt die geschwungenen Linien und die großflächigen Ornamente der Fassade als Stilmerkmal auf. Zu Lebzeiten des Großfürsten befanden sich im Palast unter anderem eine bedeutende Bibliothek, ein Billardzimmer, eine Kunstsammlung, Esszimmer, ein Modell von Ichan Qalʼа, der Altstadt Chiwas, und eine Sammlung orientalischer Teppiche.

Fürstliche Räume im Romanov Palast; Foto: visittashkent.uz 

Deckengewölbe im Romanov Palast; Foto: visittashkent.uz

Stilvolle Inneneinrichtung des Herrenhauses; Foto: visittashkent.uz 

Kunstvolle geschmückte Räumlichkeiten mit beindruckender Atmosphäre; Foto: visittashkent.uz

Die Hallen des Herrenhauses waren mit dunkler Eiche verkleidet und mit geschnitzten Gesimsen und Goldmalereien geschmückt. Zahlreiche Bilder, Marmorskulpturen, Statuetten, Elfenbeinspielzeug, Orden, Medaillen, Ringe, Armbänder und anderer Gold- und Silberschmuck schmückten die Räume und Gänge des Hauses.

Ausstellung im Romanov-Palast; Foto: visittashkent.uz

Eine der Hallen des Palastes war im orientalischen Stil geschmückt, mit wunderschönen bucharischen, afghanischen, turkmenischen und perisanischen Teppichen, die den Boden bedeckten, und Waffen aus Stahl und Edelmetallen, die an den Wänden hingen. Die traditionellen niedrigen Holzbetten waren mit Teppichen und Stoffen verkleidet, die mit Seiden-, Gold- und Silberfäden bestickt waren. Der Raum zeigte auch Leinwände von herausragenden Malern, die Szenen des Lebens in Asien darstellen. Die Sammlung von Bildern russischer und europäischer Künstler, die Nicholas aus Sankt Petersburg mitgebracht hatte, bildete den Kern des Kunstmuseums, das 1919 in Taschkent gegründet wurde.

Räumlichkeiten im Romanov Palast. Von der Haupthalle führten drei Türen zu den Gemächern des Prinzen und seiner Frau; Foto: visittashkent.uz

Zu dem Palast gehört außerdem eine kleine Parkanlage, die sich an die rückwärtige Seite des Palast anschließt. Sie wurde von einem bekannten Taschkenter Botaniker und Apotheker Krause angelegt und umfasste einen großen Wintergarten, einen Japanischen Garten sowie zahlreiche Palmengewächse und Zitruspflanzen. Des Weiteren gab es eine Menagerie mit einigen Wildtieren aus Zentralasien, die jeden Sonntag für die Öffentlichkeit geöffnet war. Heute wird die Parkanlage von zahlreichen Bäumen, die teilweise aus der Zeit des Erbauers stammen, einem Springbrunnen und Grünflächen geprägt. Die schönen Chinor-Bäume des Geländes sind über 130 Jahre alt.

Rückseitige Ansicht des Romanov-Palast; Foto: visittashkent.uz 

Früher stand am Eingang des Palastes eine Skulptur von Atlant, gebeugt unter der Last der Welt. Die Statue wird jetzt im Kunstmuseum von Taschkent aufbewahrt. 

Alte Postkarte – Park des Großfürsten mit Statuen; Quelle Old Tashkent

Eine kurze Geschichte des Großherzogs

Nikolai Konstantinovich Romanov – Absolvent der Akademie des Generalstabs, Wikipedia 

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Nikolai Konstantinovich Romanov (14. Februar 1850 - 26. Januar 1918) in St. Petersburg als Sohn des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp geboren. Er hatte eine sehr privilegierte Kindheit. Die meisten königlichen Kinder wurden von Kindermädchen und Dienern erzogen. Als Nikolai erwachsen war, lebte er ein sehr unabhängiges Leben, nachdem er ein begabter Militäroffizier und ein unverbesserlicher Frauenheld geworden war. 

Nikolai (stehend) mit Geschwistern; Quelle

Nikolai Konstantinovich Romanov war Absolvent der Akademie des Generalstabs, in die er 1868 auf eigene Initiative eintrat. Großherzog Nikolai Konstantinowitsch war der erste der Romanows, der eine höhere Bildungseinrichtung absolvierte, und einer der besten Absolventen - wurde mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Nach Abschluss seines Studiums reiste er ins Ausland, wo er begann, seine Sammlung westeuropäischer Gemälde aufzubauen. Nachdem er durch Europa gereist war, trat der Großherzog in das Reiterregiment der Leibgarde ein und wurde nach einiger Zeit im Alter von 21 Jahren Staffelkommandant. Zu dieser Zeit lernte er auf einem der Maskenbälle eine amerikanische Tänzerin kennen, die von Natur aus abenteuerlustig war - Fanny Lear, die zu diesem Zeitpunkt bereits durch Europa gereist war, verheiratet war und eine kleine Tochter hatte. Sie begannen eine Affäre. 

Die stürmische Romanze des Großherzogs beunruhigte seinen Vater und seine Mutter. Die Diskussion über dieses Problem führte sogar zu einem Treffen seiner Eltern, die zu diesem Zeitpunkt nicht zusammen lebten. Sein Vater fand einen vollkommen geeigneten Vorwand, um ihn aus St. Petersburg zu entfernen. 1873 unternahm Nikolai Konstantinovich einen Feldzug gegen Chiwa als Teil des russischen Expeditionskorps unter dem Kommando von General Skobelev.
Wikipedia - Russische Eroberung Turkestans

Großherzog Nikolai Konstantinovich, der zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines Obersten hatte, erhielt in diesem Feldzug eine Feuertaufe. Er folgte an der Spitze der Avantgarde der Kazalinsky-Abteilung, die die größten Verluste erlitt, einer der schwierigsten Routen durch die Kyzylkum-Wüste. Gleich die erste von ihm geführte Aufklärungsgruppe geriet in so dichtes Artilleriefeuer, dass mit einer lebenden Rückkehr in die Abteilung nicht mehr zu rechnen war. In dieser Kampagne zeigte Nikolai Konstantinovich persönlichen Mut und war ein Beispiel für andere. Für die Teilnahme an der Chiwa-Kampagne wurde er mit dem Orden des Heiligen Wladimir ausgezeichnet.

Nach seiner Rückkehr aus Zentralasien, das ihn faszinierte, interessierte er sich ernsthaft für Orientalistik.
Er begann sich an der Arbeit der Russian Geographical Society zu beteiligen: Dort reifte unter Experten die Idee der Amu Darya-Expedition. Ziel war es, die gerade von Russland eroberte Region maximal zu erkunden und ihr Potenzial einer detaillierten wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen. Solche derartige Pläne begeisterten den brillanten Adjutanten. In der Geographischen Gesellschaft freute man sich natürlich über die besondere Aufmerksamkeit. Nikolai Konstantinovich wurde zum Ehrenmitglied dieser Gesellschaft gewählt und zum Leiter der Expedition ernannt.

Nach der Rückkehr vom Chiwa-Feldzug reiste er erneut in Begleitung seiner Geliebten Fanny Lear nach Europa. Dort füllte er seine Kunstsammlung weiter auf.

Im Frühjahr 1874, als er 24 Jahre alt war, ereignete sich ein Ereignis, das das Leben des Großherzogs völlig veränderte.

Familienskandal (Diebstahl) und Verbannung des russischen Großfürsten
Im April 1874 entdeckte die Mutter von Nikolai Konstantinovich, Alexandra Iosifovna, im Marmorpalast den Verlust von drei teuren Diamanten aus dem Gemälde einer der Ikonen, mit denen Kaiser Nikolaus I. einst die Ehe seines Sohnes Konstantin mit der deutschen Prinzessin gesegnet hatte, ein Geschenk für die Ehe mit Alexandra Iosifovna. Großherzog Konstantin Nikolaevich rief die Polizei, und bald wurden die Diamanten in einem der Pfandhäuser in St. Petersburg gefunden.
Zuerst fanden sie eine Person, die die Diamanten zu einem Pfandhaus brachte – den Adjutanten des Großherzogs E.P. Varnakhovsky. Bei der Vernehmung am 15. April bestritt er kategorisch die Beteiligung an dem Diebstahl und sagte, er habe nur die ihm von Großherzog Nikolai Konstantinowitsch übergebenen Steine ins Pfandhaus gebracht.
Nikolai, der bei dem Verhör anwesend war, schwor auf die Bibel, dass er unschuldig sei, was, wie sie sagten, seine Sünde verschlimmerte. Kaiser Alexander II., der den Fall persönlich unter seine Kontrolle brachte, beauftragte den Chef des Gendarmenkorps, Graf Shuvalov, mit den Ermittlungen.

Shuvalov verhörte den verhafteten Nikolai Konstantinovich drei Stunden lang im Marmorpalast in Anwesenheit seines Vaters, der später in sein Tagebuch schrieb: „Keine Reue, kein Bewusstsein, außer wenn die Verleugnung bereits unmöglich ist, und dann mussten wir eine Vene herausziehen aus einer Ader. Bitterkeit und keine einzige Träne. Sie beschworen mit allem, was ihm als heilig übrig geblieben war, das vor ihm liegende Schicksal mit aufrichtiger Reue und Bewusstheit zu lindern! Nichts hat geholfen!"
Am Ende kamen sie zu dem Schluss, dass die Diamanten von Nikolai Konstantinovich gestohlen wurden und der Erlös für Geschenke an die Geliebte des Prinzen, die amerikanische Tänzerin Fanny Lear, verwendet werden sollten. Beim "Familienrat" – einer Hauptversammlung der Mitglieder der königlichen Familie, wurde nach langer Debatte die Optionen angeboten: zu den Soldaten zu gehen, vor Gericht gestellt zu werden und zur Zwangsarbeit ins Exil zu gehen. Es wurde beschlossen, Großherzog Nikolaus als geisteskrank anzuerkennen, anschliessend wurde er per Dekret des Kaisers für immer aus der Hauptstadt des Reiches vertrieben. Fanny Lear wurde mit einem Rückkehrverbot aus Russland ausgewiesen. Sie traf den Großherzog nie wieder.

Großherzog Nikolai Konstantinovich wurde in der Tat zweifach verurteilt. Die erste – für die Öffentlichkeit – war, ihn als verrückt anzuerkennen. Daraus folgte, dass er von nun an und für immer in Haft, in Zwangsbehandlung, in völliger Isolation und unter dauerhaften Beobachtung sein würde.

Der Kern des zweiten Urteils der Familie bestand darin, dass es in den Papieren, die das Kaiserhaus betrafen, verboten war, seinen Namen zu nennen, und das Erbe, das ihm gehörte, auf jüngere Brüder übertragen wurde. Er verlor auch alle Ränge und Auszeichnungen und wurde aus den Listen des Regiments gestrichen. Er wurde für immer aus Petersburg ausgewiesen und musste an dem Ort, an den er verwiesen wurde, unter Arrest leben.

In diesem Fall gibt es noch eine weitere Kuriosität. Trotz der Tatsache, dass die Eltern von Nikolai Konstantinovich und seinen erhabenen Verwandten nicht die Überzeugung hinterließen, dass Nikolai Konstantinovich durch die Liebe zu einer Kurtisane und einen Mangel an Geldern, um ihre Launen zu befriedigen, ruiniert wurde, bleibt eine weitere Tatsache bestehen. Während einer Suche im Schreibtisch von Nikolai Konstantinovich wurde eine Geldsumme gefunden, viel größer war als der Wert der gestohlenen Diamanten, die im Pfandhaus verpfändet wurden.

Er wurde im Herbst 1874 aus St. Petersburg weggebracht. Vor seiner letzten "Station" in Taschkent im Sommer 1881, also in weniger als 7 Jahren, wechselte er mindestens 10 Wohnorte. Ihm war es nirgendwo erlaubt, zumindest eine Art Heimat zu finden, Verbindungen zu knüpfen, Wurzeln zu schlagen. Er wanderte durch Russland: Provinz Wladimir, Uman - 210 km von Kiew entfernt, die Stadt Tivrovo in der Nähe von Winniza und so weiter.

In Orenburg heiratete er im Winter 1878 die Tochter des Polizeichefs der Stadt, Nadezhda Alexandrovna Dreyer (1861-1929). Die Hochzeit war geheim, doch Gerüchte verbreiteten sich – und ein entsprechender Bericht kam nach St. Petersburg. Infolgedessen wurde die Ehe durch einen Sonderbeschluss der Synode annulliert und die Familie Dreyer aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Die junge Frau weigerte sich rundweg, ihren Mann zu verlassen. Nadezhda Alexandrovna, aus einer Kosakenfamilie, hatte einen starken Charakter – die schwierigen Reisen durch die Steppen zu Pferd, an der Seite von Nikolai Konstantinovich, unterstrichen dies auf die bestmögliche Weise. Nikolai Konstantinovich nannte Nadezhda Alexandrovna "Prinzessin Iskander" zu Ehren von Alexander dem Großen (Iskander war die arabische Form von Alexander).

Ankunft in Taschkent
In Turkestan lebte der Großherzog unter ständiger Aufsicht in der Gegend um Taschkent im südöstlichen Russischen Reich. Zunächst unter dem Namen Oberst Wolynski. Später fing er an, sich Iskander zu nennen. Dieser Nachname wird von all seinen Nachkommen getragen - den Prinzen von Iskander. Er leistete einen großen Beitrag für die Stadt, indem er mit seinem persönlichen Vermögen zur Verbesserung der Umgebung beitrug. 1890 befahl er den Bau seines eigenen Palastes – den Romanov Palast in Taschkent.

Von Nadezhda Alexandrovna Dreyer hatte der Großherzog zwei Söhne – Artemy und Alexander. Nadezhda Alexandrovna selbst besuchte unter dem Namen "Prinzessin Iskander" wiederholt St. Petersburg und versuchte, Verbindungen zu Romanovs Verwandten herzustellen. 

Als widersprüchliche Natur war Großherzog Nikolai Konstantinovich zu recht edlen Taten fähig. Nachdem er vom Kaiser 300.000 Rubel für den Bau des Palastes erhalten hatte, baute er mit diesem Geld ein Theater in Taschkent und seinen luxuriöser Wohnpalast, der im Zentrum von Taschkent erbaut wurde. Er ist heute eine der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten von Taschkent.
Mit dem Namen des Großherzogs verbanden Gerüchte und Erinnerungen von Augenzeugen eine Reihe von manchmal merkwürdigen und manchmal ziemlich ernsten weltlichen Skandalen in Taschkent. Dies wurde durch die zweideutige Position von Nicholas Konstantinovich erleichtert – einerseits stand er formell weiterhin unter Hausarrest, die Entscheidung, die niemand aufhob, andererseits blieb er weiterhin Großherzog und somit unter der Schirmherrschaft des Kaiserhauses, und außerdem war er eine sehr beliebte Person bei der lokalen europäischen Bevölkerung der Stadt.

Unternehmertum des Großherzogs
Der Großherzog war geschäftlich sehr erfolgreich tätig, war Eigentümer einer Reihe von Unternehmen in Taschkent – er gründete Seifen- und Baumwollmanufakturen, Fotowerkstätten, eröffnete Billiardräume, erzielte Gewinne in der Reisverarbeitung und durch Verkauf von Kwas (fermentiertes Getränk, das durch Milchsäuregärung aus Brot hergestellt wird), baute Bewässerungskanäle in der Hunger-Steppe.
Die Registrierung der organisierten Unternehmungen erfolgte für seine Frau um weitere Streitigkeiten um Auseinandersetzungen mit seiner Familie zu vermeiden. Mit dem Geld aus seiner unternehmerischen Tätigkeit baute er das erste Kino in Taschkent (auch als Geschäftsprojekt).

Geschäftsmodell des Großherzogs – das Kino und Chiwa; Quelle

Die Einnahmen aus seiner unternehmerischen Tätigkeit beliefen sich auf eine beeindruckende Summe – bis zu anderthalb Millionen Rubel pro Jahr. Zum Vergleich: Aus St. Petersburg wurden dem Prinzen 200.000 Rubel pro Jahr als Unterhalt geschickt.
Nikolai Konstantinovich erwies sich als ausgezeichneter Unternehmer. Er war einer der ersten, der sich der damals ertragreichsten Industrie in der Region Turkestan zuwandte – dem Bau und Betrieb von Baumwollentkörnungsanlagen. Er nutzte die fortschrittlichsten technischen Ideen seiner Zeit – in seinen Fabriken wurde ein abfallfreier technologischer Kreislauf verwendet – Baumwollsamen, die nach der Verarbeitung des Rohmaterials zu Fasern übrig blieben, wurden als Rohstoffe in Ölmühlen, als Dünger und als Viehfutter verwendet.
Er war in Taschkent als kompetenter Ingenieur und Bewässerer berühmt, der zwei große Kanäle baute, den Buchararyk (der bald versandete) und den viel erfolgreicheren Chiwa-Aryk, später erweitert, um den Kaiser-Nikolaus-I-Kanal zu bilden, der 12.000 Desyatinas, 33.000 Morgen (134 km²) Land in der Hunger-Steppe zwischen Dschizak und Taschkent bewässert. Bereits mit seinen ersten Bewässerungsarbeiten erlangte er große Popularität in der Bevölkerung. Der erste von ihnen ist der Ausbau eines Kanals von Chirchik entlang des rechten Ufers des Flusses, den er Iskander-aryk nannte.

Ein Beispiel einer hydraulischen Struktur, die Wasser aus dem Syrdarya-Fluss ableitet. Romanovsky-Bewässerungskanal in der Hunger-Steppe (Turkestan), gebaut auf Kosten von Großherzog Nikolaus Konstantinovich; Quelle

Staustufe des Romanovsky-Bewässerungskanals in der Hunger-Steppe; Quelle

Ark Golodny Steppe; Foto: old uzbek photography, Quelle

Auf diesen Ländereien gab es nur ein paar Häuser armer Landbesitzer, die aus Gazalkent weggezogen waren. Nach dem Bau des Iskander-aryk wurde hier die „großfürstliche Siedlung Iskander“ angelegt. Abseits des Dorfes legte der Großherzog einen großen Garten an. Während der Arbeiten im Zusammenhang mit dem Bau des Iskander-aryk machte Nikolai Konstantinovich eine archäologische Öffnung des Hügels in der Nähe des Kanals, aus der Waffen und andere Gegenstände geborgen wurden.

1886 begann der Großherzog, das Syrdarya-Wasser zu „entziehen“, weil er wünschte, er würde zumindest einen Teil der Golodny-Steppe (Hungersteppe) zwischen Taschkent und Jizzakh bewässern und nicht viel Energie und persönliche Mittel aufwenden. Die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Bau des Kanals kosteten den Prinzen über eine Million Rubel (zum Vergleich: Eine Kuh kostete damals 3 Rubel). Ein Küstenfelsen in der Nähe des Flusses, in der Nähe von Bekabad, wurde mit einem großen Buchstabe „H", symbolisch mit einer Krone gekrönt.
12 große russische Siedlungen entstanden auf bewässerten Flächen. Nikolai Konstantinovich schrieb: „Mein Wunsch ist es, die Wüsten Zentralasiens wiederzubeleben und es der Regierung zu erleichtern, sie mit Russen aller Klassen zu besiedeln.“ Bis 1913 waren dort bereits 119 russische Dörfer gewachsen. Die meisten davon wurden mit slawischen Bauernkolonisatoren besiedelt.

Die Lieblingsidee des Großherzogs war jedoch das Projekt, die "alte Strömung" des Amu Darya im Kaspischen Meer wiederherzustellen. Bereits 1879 organisierte er in Samara eine Gesellschaft zum Studium zentralasiatischer Routen, die darauf abzielte, die Richtung der turkestanischen Eisenbahn zu wählen und die Abbiegung des Amu Darya nach Uzboy zu untersuchen. Im März 1879 veröffentlichte Großherzog Nikolai Konstantinowitsch eine Broschüre mit dem Titel „Amu und Uzboy" (das Buch wurde ohne Angabe des Autors veröffentlicht). Darin argumentierte der Autor unter Berufung auf Quellennachweise die Werke antiker und mittelalterlicher Schriftsteller, dass der Fluss wiederholt seine Richtung "ausschließlich durch den Willen des Menschen" geändert habe. Aber die Regierung unterstützte die Initiative des Prinzen nicht - sie begann selbst, ein Projekt für die Umkehrung des Flusses zu entwickeln.


Bewässerungsarbeiten haben in Zentralasien seit jeher einen hohen Stellenwert, insbesondere auf neuen Flächen, die zuvor nicht landwirtschaftlich genutzt wurden. Daher trugen die erwähnten Bewässerungsmaßnahmen von Nikolai Konstantinovich, die für ihre Zeit die größten und darüber hinaus nicht mit Gewalt, sondern mit der Bezahlung aller Beteiligten durchgeführt wurden, zur raschen Verbreitung der Popularität des Großherzogs in der lokalen Bevölkerung bei. Er legte auf eigene Kosten einen 100 Kilometer langen Bewässerungskanal an, der 40.000 Morgen Land (100 km²) wiederbelebte.

Sammlung des Großherzogs
Die Sammlung europäischer und russischer Gemälde, die der Großfürst zusammengetragen und von ihm aus St. Petersburg mitgebracht hatte, war die Grundlage für die Gründung des Kunstmuseums in Taschkent im Jahr 1919. Das Museum besitzt eine der reichsten Sammlungen europäischer Gemälde unter den Kunstgegenständen in Zentralasien.

Das Schicksal einer Skulptur
Während ihrer zweiten Europareise besuchten Nikolai Konstantinovich und Fanny Lear in Rom die Villa Borghese. Hier bewunderte er die berühmte Skulptur von Antonio Canova, die Pauline Borghese, Napoleons jüngere Schwester. Die Skulptur stellt die Form einer nackten Schönheit dar, die auf einem Marmorbett in Form der siegreichen Venus mit einem Apfel in der linken Hand liegt. Nikolai Konstantinovich befahl von der Skulptur von Tomaso Solari sofort eine exakte Kopie anzufertigen, aber anstelle von Pauline Borgose sollte seine Geliebte Fanny Lear auf dem Marmorbett liegen.

Viele Jahre später, als der Großherzog bereits in Taschkent im Exil war, überreichte ihm seine Mutter, Alexandra Iosifovna, ein Geschenk. Bei einem Spaziergang im Park stieß sie auf eine Marmorskulptur einer halbnackten Frau mit einem Apfel in der Hand. Sie erkannte diese Frau als Fanny Lear, die Geliebte ihres ältesten Sohnes. Und bald wurde die Skulptur, verpackt in einer Holzkiste, nach Taschkent an Nikolai Konstantinovich geschickt. Später wurde diese Marmorskulptur zu einer der Dekorationen des Taschkenter Museums der Schönen Künste.

Venus mit Apfel, Bildnis: Fanny Lear - Usbekistan Art Museum Tashkent; Quelle
Familie des Großherzogs
Aus der Ehe (15.2.1878-7.3.1900) mit Alexandrovna von Dreyer (1861-1929), Tochter des Orenburger Polizeichefs Alexander Gustavovich von Dreyer und Sophia Ivanovna Opanovskaya gingen zwei Kinder hervor:
* Artemi Nikolayevich Prinz Iskander (oder Prinz Romanovsky-Iskander) (1883–1919) starb nach einer Version während des russischen Bürgerkriegs im Kampf auf der Seite der Weißen, nach der anderen starb er 1919 in Taschkent an Typhus.
* Alexander Nikolajewitsch Fürst Iskander (15. November 1887 – 26. Januar 1957), ein Militäroffizier, kämpfte in der Wrangel-Armee, wurde nach Gallipoli und dann nach Frankreich evakuiert, wo er 1957 starb.
Alexandrovna und die Kinder erhielten den Adels- und Grafentitel (Februar 1917) unter dem Namen Iskander. Der Titel wurde nicht durch offiziellen Erlass verliehen.

Bekannt wurde eine Verbindung mit der Gymnastin Varvara Khmelnitskaya. Die heimliche Ehe wurde bald annulliert und die gescheiterte Frau und ihre Eltern wurden nach Odessa geschickt.


1901 heiratete Nikolai Konstantinovich ein weiteres mal – Daria Eliseevna Chasovitina (1880-1953) die 15-jährige Tochter eines Einwohners von Taschkent, der der Kosakenklasse angehörte. Obwohl die Ehe offiziell nicht anerkannt wurde konnte er mit seinen beiden "Frauen" in der Gesellschaft auftreten. Aus dieser Verbindung hatte er mehrere Kinder. Svyatoslav (-1919) wurde erschossen, Nikolay (-1919/1920), Daria (1896-1966).

Familiebild; Großherzog Konstantin Konstantinovich (rechts) während einer Reise nach Turkestan mit Besichtigung militärischer Bildungseinrichtungen, mit seinem Bruder Großherzog Nikolai Konstantinovich und seiner Frau N. A. Dreyer. Taschkent, 1911; Quelle
Tod des Großherzogs
Nach der Machtübernahme der Koalition aus Bolschewiki und linken Sozialrevolutionären in Taschkent im November 1917 und der Errichtung der Sowjetmacht in Turkestan baute der Großherzog jedoch keine Beziehungen zur neuen Regierung auf. Am 14. Januar 1918 wurde Großherzog Nikolai Konstantinovich Romanov verhaftet und nach einigen Quellen noch am selben Tag erschossen, nach anderen „starb er unter unklaren Umständen“, nach anderen „starb er an einer Lungenentzündung“.
So endete das Leben des Großherzogs voller dramatischer Umstände, von denen er die meisten in der Region Turkestan verbrachte und hier deutliche Spuren hinterließ.

Er wurde in der Nähe der St.-Georgs-Kirche begraben – der Joseph-Georgievsky-Kathedrale (später vom Sowjetregime zerstört), die sich gegenüber dem Eingang zum Fürstenpalast befindet. Später, zu Sowjetzeiten, wurde diese Kirche in ein Puppentheater und ein Knödelcafé, zeitweise ein Eiscafé, "umprofiliert". Einige Zeit nach der Unabhängigkeit Usbekistans wurden diese Gebäude – das alte Puppentheater und das Knödelcafé – abgerissen. Derzeit ist an dieser Stelle ein kleiner Park angelegt.
Nach dem Tod ihres Mannes war Alexandrovna von Dreyer Museumskuratorin, wurde nach der Revolution durch die Rote Armee entlassen. Augenzeugen zufolge sah sie in den letzten Jahren ihres Lebens aus wie eine echte Bettlerin, ging in zerrissenen Kleidern und aß, was die Bewohner an der Tür ihrer Hütte zurückließen, die sich an die Freundlichkeit des Großherzogs erinnerten. Nadeschda Alexandrovna starb 1929 am Biss eines tollwütigen Hundes.

Unter den unehelichen Kindern des Großherzogs Nikolay Konstantinovich Romanov waren:
Außereheliche Affären:
* Mätresse Alexandra Alexandrovna Demidova (geborene Abaza, (1855 – 4. November 1894)
• Nicholas Nikolayevich Wolinsky (11. Dezember 1875, Moskau – 30. Dezember 1913, Rom)
• Olga Nikolayevna Wolinskaya (Mai 1877, Odessa – 9. Oktober 1910, Leipzig)
1888 erhielten Nicholas und Olga von Kaiser Alexander III. den Adel mit dem Nachnamen "Volynskie" und dem Patronymnamen "Pavlovichi", tk.

* Kinder mit unbekannten Mätressen:
• Stanislaw (gest. 1919)
• Nikolaus (gest. 1922)
• Daria (gest. 1936)

• Tatjana (gestorben?)

Nikolai Konstantinovich mit Alexandrovna Demidova in Taschkent; Quelle
Die Akte, Dokumente des Großherzogs werden im Zentralrussischen Archiv aufbewahrt.

Beitrag/Titelbild: G. Birkl; Romanov Palast – Taschkent

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Alexei Leontjewitsch Benois: Ein Architekt mit französischen Wurzeln in Zentralasien

Alexei Benois ließ sich 1874 als russischer Architekt französischer Abstammung in Taschkent nieder. Mittlerweile ist sein architektonisches Werk fester Bestandteil des usbekischen Kulturerbes.

Der 1838 in Sankt Petersburg geborene Alexei Leontjewitsch Benois entstammt der russischen Künstlerfamilie der Benois, die auf den Großvater von Alexei, auf Louis-Jules Benois zurückgeht. Dieser gelangte 1794 in Folge der Französischen Revolution an den Hof des Zaren Paul I. Wie schon vor ihm sein Onkel Nicolas Benois, wurde Alexei Architekt. Die Gebäude, die er im 19. und 20. Jahrhundert entwarf, prägen noch heute das Bild verschiedener usbekischer Städte, darunter auch der Hauptstadt Taschkent.

Nachdem Alexei Benois 1865 sein Studium an der Kaiserlichen Kunstakademie in Sankt Petersburg abgeschlossen hatte, erhielt er von Zar Alexander II. die Erlaubnis, im damaligen russischen Generalgouvernement Turkestan als Architekt zu arbeiten. Am 20. Juni 1874 wurde er durch ein Dekret dem Generalgouverneur in Taschkent unterstellt.

Zentralasien als Spielball der Großmächte
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entbrannte zwischen Russland und Großbritannien ein geopolitischer Konflikt um die Vorherrschaft in Zentralasien. Dieser Konflikt wird in der Geschichtswissenschaft als 'Das Große Spiel' bezeichnet. Russland versuchte, sich die Bodenschätze Zentralasiens zu sichern und einen Zugang zum Indischen Ozean zu gewinnen. Die russische Expansion in Zentralasien begann 1852 und kulminierte in der Annexion des Khanats von Kokand.

Das Generalgouvernement von Turkestan wurde im Jahr 1867 gegründet. In den Verwaltungsbereich des Generalgouvernements fielen die Oblaste Syr-Darja und Semirjetschje. Alexei Benois begann seine Tätigkeit als Architekt in Turkestan zunächst in Taschkent, der Hauptstadt des Oblast Syr-Darja, mit der Mission, den kolonialen Herrschaftsanspruch Russlands zu untermauern.

Alexei Benois Hauptwerke
Unter Benois Bauwerken in Taschkent sind vor allem der Palast des Großfürsten Nikolai Konstantinowitsch Romanow sowie die Lutherische Kirche (Deutsche Kirche) im neogotischen Stil zu nennen. Der Palast wird heutzutage vom usbekischen Außenministerium als Empfangsgebäude genutzt. Neben der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Taschkent war Benois bei einer Reihe weiterer Kirchen in verschiedenen Dörfern des Oblasts Syr-Darja federführend.

Romanov Palast in Taschkent; Foto: WIKIPEDIA

Portal der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Taschkent (Deutsche Kirche); Foto: G. Birkl

Spuren von Benois Arbeit finden sich ebenfalls im Süden Kasachstans in Almaty, dem damaligen Werny. Neben Arbeiten, die allgemein der Entwicklung der jungen Stadt dienten, war der Architekt laut der russischen Webseite Nasledie für den Entwurf eines Parks, den Bau mehrere Kirchen und einer Schule verantwortlich.

Nicht weniger wichtig war seine Arbeit am Palast des Emirs von Buchara in Kogon. Fertiggestellt wurde er unter der Regentschaft von Said Abd al-Ahad Khan (1859-1911), der zu der Dynastie der Mangiten, der letzten Herrscherdynastie des Khanats von Buchara, gehörte. Nachdem das Emirat im 19. Jahrhundert unter die Herrschaft des Russischen Kaiserreichs geraten war, wurde es 1920 von den Bolschewiki zerschlagen.

Alexeis Benois Nachleben
In Europa ist Alexei Benois kaum bekannt. Im Gebiet des damaligen Turkistans hat er aber ein bemerkenswertes architektonisches Erbe hinterlassen, das die Größe des russischen Imperiums bezeugen sollte.

Palast des Emirs von Buchara
Viele seiner Bauwerke sind heute aus Mangel an Renovierungsarbeiten vom Zerfall bedroht. Die Webseite Briefe aus Taschkent stellte 2009 fest, dass die Schäden am Palast des Emirs von Buchara irreversibel zu werden drohen. Die Seite forderte, bisher vergeblich, die Aufnahme dieser „Perle russischer Architektur" in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Die usbekische Regierung hat inzwischen begonnen, sich damit auseinanderzusetzen: 2018 unterzeichnete das Staatsoberhaupt ein Dekret, dass es ausländischen Investoren erlaubt, ein Nutzungsrecht für das kulturelle Erbe des Landes zu erhalten.

Palast des Emirs von Buchara in KAGAN; Foto: WIKIPEDIA

Quelle: Novastan; Léo Friedrich für Novastan France

Empfohlene LINKS:
Novastan: Architektur- und Kulturführer Taschkent: Wie eine Stadt sich neu erfindet und der Welt öffnet
WIKIPEDIA Alexeï Benois
WIKIPEDIA Romanow-Palast | Evangelisch Lutherische Kirche Taschkent

USBEKISTAN-ONLINE Beitrag: Deutsche Kirche Taschkent

UZBEKISTAN-TRAVEL Palast des Emirs von Buchara
ESLAM.de Kagan Palasts Buchara
Medium.com BUKHARA - An Undervalued Masterpiece
Uzbek Journeys KAGAN Palace near Bukhara
Centralasia-Travel Fotos: Palast in KAGAN
Nailizakon Historische Bilder KAGAN

USBEKISTAN-GALERIE • Romanov Palast Taschkent




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Deutsche Kirche Taschkent

Kirchenfenster_GB Kirchenfenster Evang.-Luth. Kirche Taschkent
Im Zentrum von Taschkent, in der Nähe des Amir-Timur Platzes, etwas abseits vom Trubel und Hektik des Alltags, befindet sich im Schatten jahrhundertealter Bäume, ein für örtliche Verhältnisse, ein ungewöhnliches Gebäude. Der Baustil erinnert äusserlich mehr an ein fürstliches Schloss als an einen Sakralbau, einen christlichen Ort. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal der christlichen Gemeinde ist das Kreuz auf dem Kirchenturm. Die architektonische Kostbarkeit wurde im Jahr 1899 im gotischen Stil erbaut, ist die „Deutsche Kirche" in Usbekistan. Sie ist die einzige Evangelisch-Lutherische Kirche in Taschkent.

Ursprünglich war die Kirche mit einem für den Orient ungewöhnlichen Musikinstrument ausgestattet, mit einer Orgel, die damals einzige Pfeifenorgel in ganz Zentralasien. Die Kirche hat wie die Gründung der Religionsgemeinschaft eine bewegte Geschichte, ist eng verbunden mit der Geschichte der deutschen Bevölkerung in Usbekistan.

Deutsche Traditionen haben in Usbekistan eine lange Geschichte. Bereits im letzten Jahrhundert gab es in dieser Zeit in Taschkent eine große Anzahl lutherischer Deutscher, die den Truppen des zaristischen Russlands als Einwanderer aus der Wolga-Region dienten. (siehe Wolgadeutsche)

Die Menschen deutscher Abstammung kamen in vier großen Wellen nach Mittelasien. Manchmal freiwillig bzw. gezwungener Maßen. Zunächst waren es Angehörige der mennoitischen Glaubensgemeinschaft, deren Vorfahren ursprünglich aus Deutschland nach Russland ausgewandert waren, sie suchten im 17. Jahrhundert vor religiöser Verfolgung im Zarenreich eine neue Heimat. (siehe Geschichte der Mennoiten)

In der zweiten Welle kamen durch die russische Eroberung Mittelasiens (Russische Kolonialzeit ab 1868, Khanat CHIWA - Russisches Protektorat ab 1873) Deutsche, die im Dienst des Zaren standen, u.a. Deutsch-Balten nach Taschkent. Bemerkenswert ist, das zwei Generalgouverneure in Turkestan, Konstantin von Kaufmann (1818-1882) und Frommhold Nikolaj von Rosenbach (1836-1901) deutsche Wurzeln hatten, so dass viele Deutsche bzw. deutschstämmige Beamte, Geschäftsleute und Siedler ebenfalls nach Taschkent umsiedelten.

Deutsche Unternehmer gründeten eine erste Brauerei und Molkerei, eine Wurstfabrik, etablierten das Apothekengeschäft. Für den Bau der Taschkenter Sternwarte wurde der russlanderfahrene Münchner Astronom Franz von Schwarz mit dem Aufbau des Observatoriums beauftragt. Über seinen fünfzehnjährigen Aufenthalt in Taschkent verfasste er nach seiner Rückkehr nach München im Jahr 1900 das Buch TURKESTAN, Wiege der indogermanischen Völker, mit einer umfassenden Beschreibung der Lebensbedingungen in Mittelasien zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die dritte Welle, kam mit dem Ersten Weltkrieg, als viele Kriegsgefangene aus Deutschland, vor allem aus Österreich/Ungarn in Lagern in Mittelasien, beispielsweise in Taschkent, Samarkand und Kottaqo´rg´on untergebracht wurden.

In der durch Stalin verursachten ethnischen Deportation während des Zweiten Weltkriegs kam es zur letzten, vierten Welle, als ganze Völkerschaften nach Sibirien, Zentral-und Mittelasien umgesiedelt wurden. Die letzte Welle betraf die Wolgadeutschen. Stalin befürchtete Kollaborateure und befahl die "Säuberung" und Zwangsumsiedelung.

In der Stadt Taschkent ist die Evangelisch-Lutherische Kirche besser als „Nemezkaja Kirkha“, Kirche der Deutschen, bekannt.

Das Innere der Evangelisch-Lutherischen Kirche ist bescheiden ausgestattet, ein ruhiger und besinnlicher Ort. Der Altarraum ist mit baltisch-blau bemalten Spitzbögen und Ornamenten hervorgehoben, die Wände zieren hochgezogene, bunte Lanzettenfenster, die ein helles und warmes Licht in den Gebetsraum ausstrahlen. Der zentrale Platz in der Evangelisch-Lutherischen Kirche ist wie bei den Katholiken der Altar und das Kreuz, Symbol für die Erlösung. Im Zentrum des Altarraums befindet sich das biblische Bild des „Guten Hirten" ["Ich bin der gute Hirte" (Joh. 10, 11)]. Einen speziellen Platz nehmen die traditionellen Darstellungen wie Kreuzigung, das heilige ewige Licht (rote Öl-Lampe), Kerzen und die Kanzel bzw. das Rednerpult ein.

Im Gegensatz zu den Russisch-Orthodoxen Kirchen gibt es keine heiligen Reliquien und Ikonen. Stattdessen befinden sich Schaubilder mit spirituellen Sprüchen in deutscher Sprache auf einigen Bilderrahmen. An der Wand vor dem Altarraum befindet sich links, bzw,. rechts zwei Tafeln mit dem Gebet des Vaterunsers, in Deutsch und in Russisch.

Die Mittel für den historischen Bau wurden vom berühmten Arzt und Botaniker Karl Hieronymus Krause aus Taschkent bereitgestellt, der mehrere Apotheken in der Stadt unterhielt. Er war für seine Schirmherrschaft über die Künste bekannt. Übrigens wurden dank des großen Gönners Krause in Taschkent eine Vielzahl bemerkenswerter Bauwerke errichtet.

Wie die übrigen Gebäude im kolonialen Turkestan wurde die Kirche aus braun-gelben Backsteinziegeln gebaut, die im Geiste der baltischen Kirchenarchitektur angelegt wurden: Der Baustil bezieht sich auf die neugotische Architektur. Der Architekt der Kirche war Alexej Benois, eine weitere Ikone in der Geschichte von Taschkent. A. L. Benois war aktiv am Entwurf und Bau von Kirchen in den Städten Zentralasiens beteiligt und demonstrierte die hohe grafische Kompetenz des Architekten in seinen eigenen handgefertigten Zeichnungen.

In den frühen 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden auf Initiative des Predigers K. H. Frühauf in Taschkent Mittel für den Bau eines lutherischen Gebetshauses gesammelt. Zusätzliche Spenden, oft große Summen, für den Bau und die Innenausstattung des Kirchengebäudes kamen von vielen wohlhabenden Bewohnern von Taschkent, einschließlich orthodoxer Christen und Muslime: Die Liste enthält Namen wie Arif-Khoja Azis-Khodzhinov (100 Rubel), M. und N. Fedorovs (30 Rubel), E. Ilyin (25 Rubel) und andere.
Es wurde ein Wettbewerb für das beste Projekt ausgeschrieben, an dem auf Entscheidung der Gemeindemitglieder auch der ehemalige Katholik A. L. Benois teilnahm. 1881 entwickelte er das ursprüngliche Design der Kirche, das er bis 1896 weiter verfeinerte. 1899 wurde der Bau des Gebäudes abgeschlossen, in dessen Architektur die Motive der baltischen Gotik verwendet wurden. Der Eingang zur derzeit funktionierenden Kirche wird durch einen hohen Glockenturm mit einem Turm betont, hinter dem sich ein Gebetshaus mit hohen Lanzettenfenstern befindet.

Die feierliche Einweihung der Kirche in der Schukowskaja-Straße fand am 3. Oktober 1899 statt. Der Generalgouverneur des Territoriums, Sergei Dukhovsky, der als Ehrengast zur Feier eingeladen wurde, reagierte sehr negativ auf die Tatsache, dass alle Gottesdienste auf Deutsch durchgeführt wurden, der Muttersprache der meisten Gemeindemitglieder.

Ein Jahr später eröffnete Pastor Justus Jürgensen eine Kirchenschule. Die Zunahme der Zahl der Gläubigen führte 1901 zur Eröffnung von Zweiggemeinden im Laufe der Jahre. Ashgabat und Samarkand und 1907 - in Navoy, Margelan und Kokand. 1907 wurde in Aschgabat eine lutherische Kirche errichtet, das zweite protestantische religiöse Gebäude in Turkestan. Bis 1912 gab es allein in der Region Syr-Darya bereits 1.595 Mennoniten und 6.033 Lutheraner und Gläubige anderer protestantischer Kirchen.

In der Sowjetzeit teilte die Kirche das Schicksal aller Kirchengebäude: Es wurde lange Zeit zweckentfremdet. Ende der 1970er Jahre wurde das Gebäude an das Konservatorium von Taschkent übergeben und beherbergte nach der Restaurierung ein Opernstudio des Wintergartens.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte Usbekistan am 31. August 1991 seine Unabhängigkeit. Mit der Gründung der Republik Usbekistan und Verfassung am 29. Dezember 1992 wurde das rechtliche Fundament zur Erneuerung und Toleranz gegenüber nicht-moslemischen religiösen Gemeinschaften gelegt. (siehe ZAOERV.de Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht - Die Verfassung der Republik Usbekistan, Religionsfreiheit Art. 31, die Trennung von Staat und Religion sowie das staatliche Neutralitätsgebot sind in Art. 61 verankert, PDF)

Bereits 1 Jahr nach der Gründung der Republik Usbekistan, am 8. September 1992 erfolgte die Registrierung der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Taschkent; am 3. Mai 1993 wurde die Anordnung des Ministerkabinetts über die Übergabe des Kirchengebäudes für seine Nutzung erteilt, das Objekt an die neugegründete Lutherische Gemeinde zurückgegeben, die heute mehr als 200 Gemeindemitglieder hat. Die meisten von ihnen sind Deutsche.

Der amtierende Gemeindepfarrer wird von den Gemeindemitgliedern gewählt, muss keinen Initiationsritus wie bei den Katholiken bestehen. Während der Messe trät der/die PastorIn liturgische Gewänder. Der Hauptteil der lutherischen Liturgie der Messe ist die Liturgie der Gläubigen (Anaphora). Während des Gottesdienstes singen die Gemeindemitglieder u.a. deutsche Kirchenlieder. Das Innere der Kirche ist bescheidener geschmückt als in der Polnisch-katholischen Kirche.

Chronik der Evangelischen-Lutherischen Kirche, nach einem Bericht des ehemaligen Bischofs Kornelius Wiebe (Amtszeit 1994-2015)

Die historische Entstehung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Zentralasien wurde durch die Eroberung dieses Gebietes von dem Russischen Imperium in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verursacht. Den bedeutendsten Teil der Russischen Militär- und Zivilverwaltung der Region stellten die Zugewanderten aus Deutschland, den Baltischen Staaten, aus Schweden dar, sie brachten ihre religiösen Ansichten mit, den Evangelisch-Lutherischen Glauben. In den 70-er Jahren wurden die Kontakte zwischen den Lutheranern von Taschkent und dem Pfarrer Frühauf aus der Gemeinde von Orenburg geknüpft.

1877 wurde der Gemeinderat festgelegt, 1879 begannen die Lektorgottesdienste und am 12. Januar 1885 wurde die Gemeinde von den Behörden offiziell registriert. In der Geschichte der Kirche werden Personen genannt, die am Ursprung der Entstehung der Evangelisch-Lutherischen Kirche standen, ihnen verdanken die Gemeinde die Errichtung der Kirche, dessen 100-jähriges Jubiläum 1996 gefeiert wurde.
Der Präsident des 1. Rates Arkadij von Weinberg war Staatsrat. Die Mitglieder des Gemeinderats waren der Hofrat Robert Pfennig, der Kollegiumasessor Woldemar Leutner, der Provisor Jeronim Krause und der Erbehrenbürger Alexander Keller. Alexander Keller war vorab der Küster und erfüllte alle Verpflichtungen des Kirchendieners.

Am 8. Juli 1892 bekam die Gemeinde einen Gemeindepfarrer. Dieser wurde Justus Jürgensen, der am 9. Dezember 1864 in der Familie eines Försters in Kurland geboren wurde. Er beendete im Jahre 1890 sein Studium und wurde am 1. September ordiniert. Er hatte ein langes, schweres Leben und war ganz im Dienste Gottes. Seine Kirchgemeinde befand sich auf einem gewaltigen Territorium, dazu gehörte der Bereich von Turkestan und das Gebiet jenseits des Kaspischen Meeres. Die Lutheraner lebten damals in Taschkent, in der deutschen Gemeinschaft Konstantinovka, in der Siedlung Soldatskoje, in der deutschen Gemeinschaft Orlovo bei Aulie-Ata und in Aulie-Ata, in Dshisack, Hodshent, Ura-Tube, Samarkand, Katta-Kurgan, Novaja Buchara, Tschardshuj, Kerki, Peter-Archangelsk, Dargan-Ata, Merva, Iolatan, Kuschka, Tedshen, Aschabad, Serachs, Krestovka, Saratovka, Kisil-Arvat, Kasandshick, Krasnowodsk, Kokand, Margilan, Namangan und Andischan.

Für den Besuch der einzelnen Gemeinden benötigte der Pfarrer bis zu 90 Tage im Jahr. Wenn man sich noch den Zustand der Straßen oder, besser gesagt, ihr komplettes Fehlen und das Klima betrachten soll, dann wird klar, was für ein Leben dieser gebildete, intelligente Mensch hatte.
Justus Jürgensen (*9.12.1864 - † 16.12.1932) begann 1892 seinen Dienst in Turkestan, das damals die heutigen Staaten Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgistan und Südkasachstan umfasste und erledigte eine ansehnliche Arbeit: in vielen Gemeinden wurden Grundschulen geöffnet, allerorts auch Sonntagsschulen. Viel Aufmerksamkeit wurde bei der Deutschen Bevölkerung auf das Erlernen der Muttersprache gerichtet, auch heutzutage wird das getan. In der Kirche wurde auch diakonische Arbeit durchgeführt, es existierte ein Frauenverein, der wohltätiges Mittagessen für alle armen Bewohner von Taschkent veranstaltete, die zum größten Teil aus Einwohnern, den Muslimen, bestanden.

Das Geld für wohltätige Zwecke stammte aus dem Verkauf von Gemüse und Obst vom Grundstück, das der Kirchgemeinde Taschkents gehörte. Es befand sich auf dem Territorium der Kirche und erstreckte sich bis Salar, wo die Schwestern des Frauenvereins Obst und Gemüse anbauten.
All das machte und macht die Evangelisch-Lutherische Kirche in Usbekistan, uneigennützig hilft sie den Bedürftigen. 1905 betrug die ganze Kirchgemeinde 4065 Mitglieder, unter ihnen waren 3.776 Deutsche, 100 Esten, 150 Letten, 12 Polen, 10 Litauer und 15 Schweden.
Die Kirche feiert, auch wie die Gemeinde, zweimal Geburtstag. Gleich nach der Errichtung des Rohbaus und des Daches wurde in einem nicht verputzten Raum, ohne Fußbodenbelag mit der Durchführung der Gottesdienste begonnen. Das war Mitte Dezember 1896, die Weihung und die feierliche Eröffnung der Kirche aber fand am 19. Oktober 1899 statt.

Die Revolutionsereignisse des Jahres 1917 brachten bedeutende Veränderungen in das religiöse Leben der zentralasiatischen Völker mit. Es veränderte sich ebenfalls die Lage der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Es waren die Verordnung "Über die Trennung der Schule von der Kirche und der Kirche von der Schule", die Massenemigration der Gemeindemitglieder, ihre Verarmung durch die Massenenteignung. Die Kirchendiener verblieben ohne Unterstützung. Die Familie Jürgensen verdiente ihren Unterhalt mit dem Unterrichten der deutschen Sprache. Die Anzahl der Gemeindemitglieder sank schlagartig, aber die Kirche bestand dennoch.

1929 wurde die Tätigkeit des umherreisenden Pfarrers durch das Dekret über die religiösen Organisationen verboten, und die meisten Gemeinden blieben ohne Pfarrer. Die Tätigkeit von Jürgensen wurde zuerst in nahe gelegenen Umgebung und dann ausschließlich auf Taschkent begrenzt. Trotz der begonnenen maßlosen Kampagne der atheistischen Propaganda und anderen Schwierigkeiten, zählte die Kirchengemeinde im Jahre 1932 2.000 Gemeindemitglieder. Die große Anzahl von Gemeindemitgliedern konnte man zu jener Zeit als Verdienst des Pfarrers einschätzen.

Am 16. Dezember 1932 ist der Pfarrer Jürgensen im Alter von 67 Jahren an jenem Ort gestorben, wo er 41 Jahre lang diente. Nach dem Tod von Jürgensen kam der Pfarrer Heinrich Behrendts aus Leningrad nach Taschkent. Aber sein Dienst dauerte nicht lange. Der letzte Pastor Heinrich Behrendts wurde im Herbst 1937 unter dem Vorwurf konterrevolutionärer Tätigkeit verhaftet und starb im Arbeitslager.
Danach versuchte Rudolf Binder die Gottesdienste weiter durchzuführen, auch er wurde verhaftet. Andere Personen, die die Gemeinde unterstützen wollten, wurden ebenfalls verhaftet.

Ende 1937 wurde die Kirche geschlossen. Es begannen die schwarzen Jahre des Stalinterrors. Das Schicksal der Kirche war ebenso dramatisch: Das Kreuz wurde von der Kirche abgenommen, nach der Schließung im Jahre 1937 und bis zum Zweiten Weltkrieg stand sie leer. In den Kriegsjahren befand sich hier ein Lagerhaus. Danach wurde sie umgebaut, die Kirche bestand nun aus zwei Etagen, hier wurde die Geologieverwaltung untergebracht. Die nächste Etappe der Verunglimpfung ist die Eröffnung eines Hundezüchterklubs im Kirchengebäude und dann eines Milizionärswohnheims. Die Kirche wurde einige Male in Brand gesetzt.

Nach dem Erdbeben im Jahre 1966 wollte man sie zerstören, aber später, im Jahre 1977 wurde das Kirchengebäude von dem Ministerium für Kultur für das Taschkenter Konservatorium wieder aufgebaut und aufgrund seiner hervorragenden Akustik für Orgelkonzerte genutzt.

Unter der äußerlich kalten Asche glimmte der Funke des Gottes, leuchtete mehr und mehr auf, und als der Propst Kalnin im Jahre 1975 Usbekistan besuchte, traf er auf die vollkommenen Evangelischen Gemeinden in Tschirtschik und Angren; 1978 kamen noch Samarkand, Gasalkent und Fergana hinzu.

Im Herbst 1990 wendete sich Viktor Horn, der Vorsitzende der Deutschen Kulturgemeinschaft "Wiedergeburt", an das Ministerium für Kultur von Usbekistan mit der Bitte, die Durchführung der Gottesdienste im Kirchengebäude zu erlauben. Man erhielt die Erlaubnis und am 16. Dezember 1990 fand hier der erste Gottesdienst statt. Damals wussten wir noch nicht, dass es der Todestag des Pfarrers Jürgensen († 16.12.1932) war. Jetzt schätzen wir dieses Zusammenfallen als Zeichen des Gottessegens ein.

Und tatsächlich folgte ein freudiges Ereignis auf das andere: am 8. September 1992 war die Registrierung der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Taschkent; am 3. Mai 1993 wurde die Anordnung des Ministerkabinetts über die Übergabe des Kirchengebäudes für seine Nutzung erteilt; am 28. August 1994 beendeten die Gemeindemitglieder Renovierung und Restauration des Kirchengebäudes, die vier Monate lang dauerten; am 14. Dezember 1994 wurde das Kreuz auf dem Turm des Kirchengebäudes wieder aufgestellt. Im Dezember 1996 wurde das 100-jährige Jubiläum der Kirche groß gefeiert.

Gemeindemitglieder der Taschkent-Kirche sind hauptsächlich Taschkent-Deutsche. Heute zählt die lutherische Gemeinde in Taschkent über 200 Gemeindemitglieder und etwa hundert Gemeindemitglieder in Fergana. Gottesdienste werden in russischer und deutscher Sprache abgehalten. Die Kirche wird von ihren deutschstämmigen Nachkommen als auch von Ausländern besucht.

Kornelius Wiebe, Pastor-Vorsitzender der DELG in Taschkent
Geb. 19. Oktober 1955 in der Siedlung Urusu, Tatarische ASSR, Sowjetunion; deutschstämmig und entstammte einer mennonitischen Familie; † 22. Juni 2015 in Taschkent. 
Am 19. Oktober 1994 trat er in der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Usbekistan seinen Dienst an. Er war Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Usbekistan im Verbund der Evangelisch-lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien.

Am 27. November 2017 fand im Hauptauditorium des Russischen Dramatheaters in Taschkent eine beeindruckende Zeremonie statt, zum Gedenken an den Beginn der Reformation, die durch die Veröffentlichung von Luthers fünfundneunzig Thesen ins Leben gerufen wurde. Zu den Teilnehmern gehörten Protestanten aller Konfessionen aus allen Teilen Usbekistans, darunter Lutheraner, Calvinisten, Siebenten-Tags-Adventisten, Pfingstler, verschiedene evangelische Gemeinden und Mitglieder der "Jünger Christi" (Teil der in den USA ansässigen "Wiederherstellungsbewegung").

Die Lutheraner in Usbekistan erhielten auch Grüße und Botschaften der Unterstützung und Gemeinschaft von Protestanten in der gesamten GUS sowie aus Europa und Amerika. Somit war die Veranstaltung nicht nur ein Dank für Luthers Leben und Werk, sondern markierte auch eine neue Etappe in der Geschichte der protestantischen Gemeinden in Usbekistan sowie die Wiederbelebung ihrer Beziehungen zur weiteren christlichen Welt. Außerdem, die Tatsache, dass diese Feierlichkeiten der Reformation in einem so öffentlichen Umfeld in Taschkent stattfanden, zeugte von der engen Arbeitsbeziehung, die diese Gemeinschaften zu den usbekischen Staatsbehörden aufgebaut haben - ganz anders als bei herkömmlichen Darstellungen von Christen in Usbekistan. Dieser Geist der Zusammenarbeit wurde durch den ökumenischen protestantisch-katholischen Gottesdienst am 22. Januar 2018 in der römisch-katholischen Kirche in Taschkent weiter verdeutlicht. Es zeigte auch die freundschaftlichen, respektvollen Beziehungen zwischen Christen, Muslimen und anderen Glaubensgemeinschaften.
(Shirin Akiner , Januar 2018, London)

Beitrag: G. Birkl; Titelbild: Kirchenfenster Evangelisch-Lutherische Kirche Taschkent G. Birkl

Adresse Evangelisch-Lutherische Kirche Taschkent:
37-51 Sadik Azimov Street, Tashkent 100000, Usbekistan
Gemeinde: Pastorin Lyudmila Schmidt; Ehemann Victor Schmidt
Tel.: +998909902516
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Empfohlene LINKS:
BKDR Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen in Russland
BKDR Virtuelle Rundgänge Virtueller Rundgang Taschkent Kirche

WIKIPEDIA
Evangelisch-Lutherische Kirche in Usbekistan | Mennoniten
Russlanddeutsche | Wolgadeutsche
Ethnische Deportationen in der UdSSR | Gulag
Gustav-Adolf-Werk | „Unsere Kirche ist für alle offen" (PDF)

Konstantin Petrowitsch von Kaufmann | Frommhold Nikolai von Rosenbach
Alexeï Leontievitch Benois (russisch: Алексе́й Лео́нтьевич Бенуа́)
Franz von Schwarz - Turkestan im Leben und in wissenschaftlichen Werken des deutschen Astronomen Franz von Schwarz
Franz Xaver von Schwarz und die kritische Zeit in der Geschichte des Geomagnetischen Observatoriums München (PDF)

Mennoitische Geschichte und Ahnenforschung
Krieger - Geschichte der Wolgadeutschen
Historische Aufnahmen - Old Tashkent

ELKRASPartnerkirchen Evangelische Kirche in Deutschland
Bund der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Russland, der Ukraine, Kasachstan, den Republiken Mittelasiens und im Südlichen Kaukasus (ELKRAS)
Martin-Luther-Bund - Das Diasporawerk der VELKO - Feierlichkeiten

Koschyk besucht die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Taschkent
DVV-International - ZEUGEN DER STALINSCHEN REPRESSIONEN IN TASCHKENT: ARCHITEKTUR UND MENSCHEN
British-Uzbek SocietyReports and CommentsLutheran Church in Tashkent

Evangelisch-Lutherischne Kirche nach der Renovierung 2021; Foto: BKDR

Kirchenportal Evangelisch-Lutherische Kirche Taschkent; Foto: G.Birkl, 2012

Kirchenschiff und Altar; Foto: G. Birkl 2012

Altar, rechts unten Bild von Pastor J. Jürgensen; Foto: G. Birkl

Foto: G. Birkl - Zum Gedenken - Deportation der Deutschen
Am 28. August 1941 wurde ein Ukas des Obersten Sowjets der UdSSR erlassen. Die gesamte deutsche Bevölkerung wurde pauschal der Kollaboration für schuldig befunden. Bald darauf wurde die Wolgadeutsche Republik aufgelöst und die deutsche Bevölkerung deportiert. Die meisten brachte man nach Kasachstan und Sibirien. Dort unterstanden sie 1956 einer sogenannten Kommandantur mit strengen Meldepflichten, Ausgangsbeschränkungen und Diskriminierungen. 

Die Männer im Alter von 15 bis 55 Jahren wurden in die sogenannte Trudarmee eingezogen. Ab 1942 wurden auch massenhaft Frauen zwischen 16 und 45 Jahren in die Arbeitsarmee gesteckt. Sie mussten Schwerstarbeit beim Bau von Industrieanlagen, Eisenbahnbau und Schiffsanlagen, im Bergbau oder beim Holzfällen verrichten. Viele sind in dieser Zeit verhungert, erfroren oder ermordet worden.

Bischof Kornelius Wiebe und Besuch aus Deutschland, Foto: G. Birkl

Altarraum nach der Renovierung, 2021; Foto: BKDR

Gebetbuch; Literatur Deutsch/Russisch; Foto: G. Birkl

Gebetstafeln in der Kirche, Links in Deutsch, rechts in Russisch; Foto: G. Birkl

Karte der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinden in Usbekistan; Foto: G. Birkl

Historisches Dokument, Genehmigung 1905; Foto: G. Birkl

Deutsche Traditionen, Chor mit deutsch/russischen Liedern. Foto: K. Wiebe

Bunte Lazettenfenster erhellen den Kirchenraum; Foto: G. Birkl

Tafel mit Sinnspruch: Foto: G. Birkl

Grabstein des ersten Lutherers in Taschkent, Pastor in Turkestan, Justus Jürgensen wurde 1932 auf dem Botkin-Friedhof in Taschkent beigesetzt. Foto: Kornelius Wiebe

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